Einfach starten mit der Lean Startup Methode

Ein neu gegründetes Unternehmen ist immer von extremer Unsicherheit geprägt. Du hast keinerlei Informationen darüber, was passieren wird, wie sich der Markt entwickeln wird oder ob dein Produkt überhaupt gebraucht wird. Einer der größten Fehler, die man zu Beginn seines Business-Starts machen kann, ist still und heimlich an seinem Produkt arbeiten, bis es perfekt ist, bevor man damit in die Welt geht.

Viel besser ist es, klein zu starten, immer wieder Feedback von echten Kunden einzuholen und dich stetig weiter zu verbessern. Das ist das Prinzip der Lean Startup Methode.

Was ist die Lean Startup Methode?

Die Lean Startup Methode wurde vom Tech-Unternehmer und Softwareentwickler Eric Ries entwickelt. 2012 veröffentlichte er die Methode in seinem Buch “The Lean Startup“, das für mich zu den wichtigsten Büchern zum Thema Unternehmensaufbau gehört.

Die Lean Startup Methode ist da, um herauszufinden, ob deine Idee, dein Startup oder dein Unternehmen überhaupt langfristig erfolgreich sein kann. Die Lean Startup Methode sieht jedes neue Unternehmen als ein Experiment, denn man hat ja keinerlei Informationen darüber, wie die ganze Sache ausgeht. Anstatt also alles fix und fertig zu produzieren und langfristige Marktprognosen zu erstellen, sollte man sich an das Produkt herantasten und testen was gut funktioniert und was nicht.

Egal ob du bereits ein Unternehmen hast, gerne eines aufbauen möchtest oder angestellt bist – die Lean Startup Methode kann wirklich jeder anwenden kann.

Eric Riess sagt: „Jeder ist ein Unternehmer“. Denn Unternehmer*in zu sein, bedeutet in Probleme zu lösen, also lösungsorientiert zu denken und das kannst du überall: In deinem Job, in deiner Freizeit, in einem Sportverein oder als freiwillige*r Helfer*in in einer Non-Profit Organisation. Auch wenn du schon ein laufendes Unternehmen hast und ein weiteres Produkt launchen willst, kannst du die Lean Startup Methode dafür anwenden. Ein weiterer Vorteil der Lean Startup Methode ist, dass du dafür kaum Kapital benötigst.

 

Hier gibt’s die Podcastfolge dazu:

 

Starte dein Experiment

Dein Unternehmen ist also ein Experiment, und jeder, der schon mal wissenschaftlich gearbeitet hat, weiß, dass zu jedem Experiment eine Hypothese gehört, und damit geht es los:

Alles, was du am Anfang hast, ist eine Hypothese, zum Beispiel: „Meine Zielgruppe braucht mein Produkt im Alltag.” Jetzt gilt es, diese Behauptung „wie in einem Labor“ zu überprüfen.

Diese Hypothese lässt am besten mit einem MVP, dem Minimum Viable Produkt – auf Deutsch das minimal funktionsfähigste Produkt – überprüfen. Ich nenne das MVP gerne Pilotprodukt, denn das Prinzip ist wie bei der ersten Episode einer Fernsehsendung: Die erste Folge, der sogenannte Pilot, ist die Testfolge. Sie wird produziert und gezeigt, dann wird Feedback eingeholt, wie Thema und Aufmachung ankommen, und dann wird entschieden, ob es so weitergeht oder nicht! Und genau so ist’s auch bei der Lean Startup Methode.

Das Pilotprodukt ist aber nicht wie ein Prototyp darauf aus, Fragen zum Produktdesign oder technischen Merkmalen zu klären, sondern darauf, folgende Fragen zu beantworten: 

  • Welches Problem löst dein Produkt?

  • Besteht überhaupt Bedarf nach dem Produkt?

  • Sind die potenziellen Kunden bereit, dafür zu zahlen?

 

Wenn du dein Pilotprodukt zu erschaffen hast, dann lässt du dieses von echten Kunden testen, holst danach ihr Feedback ein und misst die Ergebnisse. Durch dieses Feedback lernst du, ob deine Hypothese „Meine Zielgruppe braucht mein Produkt im Alltag.“ richtig ist und du sie bestätigen kannst oder ob dein Pilotprodukt verbessert werden muss. Hier ist es wichtig, flexibel zu sein, Ziel des ganzen Unternehmens ist es ja, ein wirklich gewünschtes Angebot zu erschaffen und nicht nur eines, von dem du denkst, dass es gut wäre.

 

Die Lean Startup Methode in 3 Schritten: „Schaffen, Messen, Lernen.“  

  1. Du schaffst ein Pilotprodukt

  2. Du gehst los, findest passende Kunden und misst direktes Feedback

  3. Du lernst aus den Ergebnissen und passt das Angebot dementsprechend an

Es gibt 2 Arten von Unternehmen:

  1. Produktbasierte, die ein bestimmtes Produkt in die Welt bringen wollen und

  2. Visionsbasierte, die einen bestimmten Nutzen in die Welt bringen wollen.

Kurz gesagt: Wenn du nach einer Lösung suchst, dich fortzubewegen, dann kannst du einerseits Jahre damit verbringen, das perfekte Auto zu bauen. Oder du kannst damit starten, ein Skateboard zu bauen und dann zu fragen, was du daran verbessern kannst. Aus dem Skateboard wird ein Roller, aus dem Roller ein Fahrrad, aus dem Fahrrad ein Motorrad und aus dem Motorrad ein Auto. Der Unterschied ist, dass deine Kunden sich in der Zwischenzeit bereits fortbewegen können.

Das ist auch das Prinzip von visionsbasierten Unternehmen. Es sollte nicht darum gehen, einfach ein Auto zu erschaffen, sondern Menschen die Fortbewegung zu erleichtern, und das setzt du Schritt für Schritt um.

 

Wie sieht so ein Pilotprodukt in der Praxis aus?

DropBox ist ein weltbekanntes, milliardendotiertes Unternehmen. Aber auch DropBox wurde 2007 von zwei Studenten gegründet, die nicht genau wussten, wie der Markt auf sie reagieren würde. Um das Risiko zu minimieren, wollten sie es mit einem Pilotprodukt testen. Statt der Entwicklung eines aufwendigen Onlinedienstes entschied sich der CEO Drew Houston, ein einfaches Video zu drehen.

In diesem Video wurde schlicht der große Vorteil bei der Nutzung von DropBox aufgezeigt. Der CEO selbst war der Erzähler des Videos und während er die Funktionen erklärte, sahen die Zuseher seinen Bildschirm und konnten die einfache Handhabung des Tools miterleben. Das Video war ein großer Erfolg, ihr Pilotprodukt hat funktioniert und so bestätigte sich ihre Hypothese, dass sich Kunden für das Produkt interessierten. Gemessen haben sie das durch die Anzahl der Nutzer, die sich daraufhin bei DropBox angemeldet haben.

Easy as that. Was ist dein Pilotprodukt?

1. Erschaffe dein Pilotprodukt

Anstatt einer Online-Plattform kann es für’s Erste auch einfach eine simple Landing Page mit einer kurzen Erklärung für dein Produkt sein. Wenn du eine Dienstleistung anbieten möchtest, dann fang bei einer einzigen Person an, die bereit ist, für deine Dienste zu bezahlen. Oder anstatt ein ganzes Restaurant zu eröffnen, fang erstmal mit einem Pop-Up Store an, bei dem potenzielle Gäste dein Essen kosten können. Jochen Schweizer hat am Anfang seines Unternehmens an jede Tür geklopft, die er finden konnte, und hat so mit potenziellen Kunden gesprochen. Heute ist es ein bisschen einfacher: Teile dein Wissen auf Social Media, baue dir eine Community auf und entwickle mithilfe dieser Community ein Angebot, das wirklich gebraucht wird.

Was ich mittlerweile gelernt habe ist, dass es nicht mehr darum geht, die Schnellste am Markt zu sein. Heutzutage wirst du für jedes Produkt mehrere Alternativen finden. Es geht nicht darum zu gewinnen, sondern darum, langfristig erfolgreich zu sein. Und das geht nur, wenn du dein Unternehmen ständig verbesserst und dich gut positionierst.

 

2. Messe das Feedback

Eine Messung zeigt jetzt, ob deine Hypothese richtig oder falsch war. Funktioniert das Konzept? Welche Wirkung zeigt dein Pilotprodukt bei deinen potenziellen Kunden? Das siehst du am besten an echten Nutzern, die das Produkt verwenden und schlussendlich auch kaufen.  

Angenommen, deine Vision ist es, mehr Menschen für das Lesen zu begeistern. Du möchtest daher eine Online-Bibliothek entwickeln, in der man E-Books lesen kann. Deine Hypothese ist also, dass Menschen gerne online Bücher lesen. Mit einem Pilotprodukt möchtest du diese Hypothese nun testen. Dazu entwickelst du eine simple Website, auf der du E-Books und PDFs hochlädst. Um deine Ergebnisse messen zu können, bietest du eine vierwöchige kostenlose Testphase an. Nach den vier Wochen rufst du deine Nutzer zur Anmeldung auf. Diese Anmeldungen und die Nutzung der Testphase sind die Metriken, die dir Aussagen über deinen Erfolg geben.

Oder: 

Angenommen, du möchtest das erste philippinische Restaurant in deiner Stadt eröffnen. So etwas gibt es in deiner Gegend bisher nicht, also weißt du nicht, wie die Stadtbewohner darauf reagieren. Mögen sie die philippinische Küche überhaupt? Sind sie offen für etwas Neues? Du möchtest die Annahme testen, dass die Stadtbewohner bereit für die unbekannte neue Küche sind und möchtest dies mittels Pilotprodukt testen. Also entscheidest du dich für einen kleinen Stand an einer Straßenecke in deinem Bezirk. Dort bietest du eine kleine Auswahl deiner Speisekarte an und testest so, wie deine Kunden auf die Küche reagieren, welchen Preis sie bereit sind zu zahlen und ob sie sich erneut für deine Küche entscheiden würden. Nach und nach kannst du dich dann immer vergrößern und hast bereits eine Menge Kunden, wenn du dein erstes Restaurant eröffnest.

Regel Nummer 1: Miss nur Kennzahlen, die dir wirklich etwas bringen, wie Käufe, Anmeldungen und Neukunden. Wir sind gerne dazu verleitet, Erfolg anhand von Instagram-Followern zu messen, aber nur weil du viele Follower hast, weil deine Fotos toll sind, heißt das noch lange nicht, dass diese Follower auch dein Produkt kaufen.

Gerade am Anfang sind deine Kennzahlen noch überschaubar, aber jede einzelne ist wertvoll, denn dahinter stehen Menschen. Du kannst mit all diesen Menschen in Kontakt treten und ihr Feedback einholen. Frage sie nach Verbesserungsvorschlägen oder danach, warum sie dein Angebot nicht nutzen würden und entwickle dein Angebot mit ihnen weiter. Diese Anfangsphase bietet dir eine unglaublich wertvolle Chance, eine Community aufzubauen, die mit dir mitwächst.

 

3. Lerne aus deiner Erfahrung

Mittlerweile hast du schon ein Pilotprodukt entwickelt, hast es auf dem echten Markt getestet, du hast Kundenfeedback eingeholt und die wichtigsten Metriken gemessen. Jetzt geht es um die Frage, was du daraus lernen kannst. Wurde deine Hypothese bestätigt? Sind Kunden bereit, für dein Angebot zu zahlen? Oder musst du erst noch Verbesserungen vornehmen?

Jetzt zeigt sich, in welche Richtung es weitergehen wird. Unter Umständen lohnt es sich sogar, das gesamte Angebot in Frage zu stellen und den Zyklus von vorne zu starten: Schaffen, Messen, Lernen.

Hab keine Angst vor dem sogenannten Pivot, einem Kurswechsel. Falls ein Kurswechsel notwendig ist, ist das keineswegs schlecht. Ein Kurswechsel kann eine große Chance sein. Wusstest du, dass die erste Version von Twitter eine Podcasting-Plattform war? Oder dass Nokia als Gummistiefelhersteller gestartet hat? So viele Unternehmen durchleben Entwicklungen, Fehler, Veränderungen und Kurswechsel – aufgeben ist jedenfalls keine Option.

Genau jetzt gilt es, dranzubleiben und die bisherigen Ergebnisse und möglichen Fehler zu analysieren. Denn Fehler gehören zum Unternehmensalltag und die Lerneffekte sind der Startschuss zum eigentlichen Erfolg.

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