Business ohne Plan: Starten mit dem Business Model Canvas

Für viele Gründer*innen ist der erste Schritt nach der Ideenphase, einen Businessplan zu schreiben. Das ist auch die Empfehlung von diversen Gründungsberatungen und das erste Ergebnis auf Google, wenn du “Wie starte ich ein Unternehmen“ eingibst. So war’s bei mir auch. Ich habe einen 80 Seiten langen Businessplan geschrieben, ohne überhaupt mit einem einzigen potenziellen Kunden gesprochen zu haben. Heute weiß ich es besser – Breaking News: Du brauchst keinen Businessplan, um zu starten.

Ein Unternehmen aufzubauen ist schwierig, und egal ob mit oder ohne Plan, man kommt in Situationen, mit denen man davor nicht gerechnet hat. Es kommt nicht immer so, wie es im Meilensteinplan oder dem vorkalkulierten “Weg zum Erfolg” geschrieben ist. Die Realität sieht anders aus, vor allem, wenn du gerade erst anfängst. Und genau deshalb solltest du – zumindest am Anfang – keinen Businessplan schreiben. Planung ist ein Werkzeug, das nur in einer langen und stabilen Betriebsgeschichte funktioniert. Aber gerade bei jungen Unternehmen, die sich im Aufbau befinden, gibt es oft total viel Unsicherheit.

Pläne können sich schnell und unberechenbar ändern, vor allem wenn du wohin möchtest, wo du noch nie warst. Da musst du Flexibilität beweisen. Es ergeben sich ständig neue Chancen, die du nutzen kannst und neue Probleme, die du lösen musst. Flexibilität und Anpassung ist essenziell beim Unternehmensaufbau – da hilft dir kein 5-Jahresplan.

Kehren wir also zu den absoluten Business Basics zurück. Die sind:

1. Klein starten
Das heißt, dass du nicht mit dem fertigen Produkt oder Angebot starten musst, sondern deine Idee einmal mit einem minimalfunktionsfähigen Angebot, einem MVP, testen und danach Schritt für Schritt weiterentwickeln kannst.

2. So lange wie möglich bootstrappen
Bootstrapping bedeutet, dass du kein Fremdkapital verwendest – du finanzierst dein Business im besten Fall so lange selbst, bis es profitabel wird.

3. Flexibel weiterentwickeln nach der Lean Startup Methode
Die Lean Startup-Methode ist eine iterative Methode, mit der du dein Produkt oder dein Geschäftsmodell schnell und vor allem ressourcenfreundlich aufzubauen. Kern des Ganzen ist ein sich wiederholender Zyklus aus “Schaffen – Messen – Lernen” – ganz wichtig vor allem für junge Startups. Denn so gehst du Schritt für Schritt weiter, minimierst das Risiko und kannst gleich am Markt testen, wie es funktioniert. Wenn du diese Strategie fährst, dann brauchst du keinen Businessplan.

Hier geht’s zum Artikel: Die Lean Startup Methode

Solange du kein Wahrsager bist, ist eine Geschäftsplanung reine Fiktion.
— Jason Fried
 

Wann du einen Business Plan brauchst? Ein Businessplan wird dann wirklich relevant, wenn es um das Thema Finanzierung geht. Also wenn du Fremdkapital von einem Investor oder der Bank benötigst oder wenn du eine staatliche Förderung einreichen möchtest, dann brauchst du eine genaue Dokumentation über dein zukünftiges Vorhaben. Aber wenn du klein startest und dich flexibel weiterentwickelst, dann hast du zu dem Zeitpunkt, an dem du Fremdkapital benötigst, schon genug Erfahrungen am Markt gesammelt, um valide Aussagen im Businessplan tätigen zu können.

Das heißt aber auch nicht, dass du gar keinen Plan haben sollst. Du musst nur keinen klassischen Businessplan schreiben – es gibt eine viel bessere Methode. Nämlich den Business Model Canvas. Das Modell ist eine strategische Arbeitsvorlage, die alle Kernaspekte deines Geschäftsmodells abbildet. Es unterstützt Gründer*Innen dabei, eine geeignete Struktur für ihre Ideen zu finden. Mit dem Business Model Canvas kannst du dein ganzes Business einfach entwickeln, visualisieren, festhalten was du alles brauchst, um deine Idee zu realisieren.

Die Vorteile des Business Model Canvas


1. Fokus
Der BMC hilft dir, dich bei der Entwicklung deines Geschäftsmodells auf das Wesentliche zu fokussieren. Aber er zeigt dir auch, welche Aktivitäten weniger wichtig sind und dir vielleicht sogar im Weg stehen. So kannst du dein Business immer optimieren und anpassen.

2. Flexibilität
Statt eines starren Businessplans bietet dir der BMC durch seine Einfachheit die nötige Flexibilität, um dein Geschäftsmodell so anzupassen, wie du es brauchst. Er lässt dir die Freiheit, gewisse Strukturen auszuprobieren und verschiedene Modelle gleichzeitig zu testen.

3. Transparenz

Für Außenstehende und für dich selbst ist das Business Model Canvas einfacher und schneller erfassbar als ein förmlich geschriebener Businessplan. Visualisiert im wirkt er ansprechend und authentisch. Auf einen Blick kann man deinen gesamten Unternehmensaufbau erkennen. 


Das Business Modell Canvas besteht aus neun Feldern:

 1. Dein Angebot

 Hier dreht sich alles um dein Angebot: Deinen Service oder dein Produkt.

  • Welches Problem löst du für deine Kunden?

  • Wie löst du dieses Problem?

  • Welches Nutzenversprechen gibst du deinen Kunden?

  • Welche Werte / Vision machen das Produkt aus?

  

2. Die Ressourcen

In diesem Feld gibst du an, welche Ressourcen und welche Infrastruktur du benötigst, um dein Angebot auf den Markt zu bringen. 

Zum Beispiel: Software, Personal, Geschäftsräume

  • Auf welchen Ressourcen baut dein Nutzenversprechen maßgeblich auf?

  • Welche Schlüsselressourcen brauchst du, um den Kundennutzen zu erfüllen?

  • Welche Ressourcen erfordert dein Produkt oder Service?

3. Aktivitäten

 Bei den Schlüsselaktivitäten solltest du an alle zentralen Aktivitäten denken, die erforderlich sind, damit du dein Produkt oder deinen Service anbieten kannst.

Zum Beispiel: Personaleinstellung, Kundenbeziehungen aufbauen

  • Welche Aktivitäten musst du durchführen, um den Kundennutzen zu erfüllen?

  • Welche Aktivitäten sind für die Vertriebskanäle notwendig, welche für die Kundenbeziehungen?

 

4. Partner

Musst du auf Ressourcen von externen Zulieferern zurückgreifen? Oder lagerst du bestimmte Tätigkeiten aus? Hier führst du deine Kooperationspartner an.


  • Wer sind deine Schlüsselpartner?

  • Wer sind deine wichtigsten Lieferanten?

  • Bei welchen Aktivitäten bist du von welchen Partnern abhängig?

 

5. Kostenstruktur 

Hier betrachtest du die Finanzplanung für dein Unternehmen.

  • Welche Kosten ergeben sich?

  • Was für Kosten entstehen wofür?

  • Welche Ressourcen/Aktivitäten kosten am meisten?

 

6. Kundensegmente

Das sind deine Nutzer und zahlende Kunden, für die dein Unternehmen mit deinem Angebot einen Wert schaffen möchte. Das Geschäftsmodell wird dann sorgfältig anhand der Bedürfnisse der Kundensegmente entwickelt. Hier gibt es möglicherweise mehrere Kundengruppen, z.B. beim Airbnb-Modell mit Anbietern und Käufern. Hier ist es sinnvoll,  das Business Modell Canvas für jedes Kundensegment einzeln auszuarbeiten.

  • Für wen schaffst du mit deinem Angebot einen Wert?

  • Wer sind deine wichtigsten Kunden?

  • Welche unterschiedlichen Kundensegmente gibt es?

 

7. Kanäle

Hier musst du dir die Frage stellen, über welche Vertriebs- und Kommunikationskanäle du mit deinen Kunden in Kontakt treten möchtest und den Wert lieferst: also eine Auflistung der wichtigsten Kanäle, die mit den Kundensegmenten verknüpft sind. 

 

  • Wie erreichst du deine Kunden?

  • Wo halten sich deine Kunden auf?

  • Wo sind die meisten Berührungspunkte?

8. Kundenbeziehungen

Hier liegt der Fokus darauf, welche Form von Beziehung du mit deinen Kunden pflegen möchtest.

  • Welche Art von Beziehung pflegst du zu deinen Kunden?

  • Ist es eine persönliche oder formelle Beziehung?

  • Wie kannst du deine Kundenbeziehungen pflegen?

 

9. Einnahmequellen

Hier beantwortest du für dich, in welcher Form du Einnahmen erzielen möchtest. Preisstrategien sind hier gefragt. Eine Liste an Einnahmequellen, die idealerweise mit den Kundensegmenten oder dem Nutzenversprechen verknüpft sind.

 Für welchen Nutzen sind deine Kunden bereit zu zahlen?

  • Wie viel sind sie bereit zu zahlen?

  • Welche Aktivität bringt die höchsten Einnahmen?

 

 Also nochmal kurz zusammengefasst: Starte ohne Businessplan, bootstrape also finanziere dein Business so lange es geht selbst, im besten Fall bis es sich selbst finanziert, wende den „Schaffen, Messen, Lernen“-Zyklus an und arbeite von Anfang an mit dem Business Model Canvas, es wird dir einen guten Überblick und eine Struktur bieten.

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